01.12.2018
عَلَيْهَا تِسْعَةَ عَشَرَ Über ihr ist 19.
Al Muddaṯṯir (74), 30
Ibrāhīm (14), 28-52
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03.07.18
„I know what you not know.“
Henry Corbin, Cyclical Time and Ismaili Gnosis,
Kegan Paul International, London 1983, 45.
Al-Ḥadīd (57) - Das Eisen (medinensisch)
"He merges (yûliju) the night into the daytime,
and He merges the daytime into the night (57,6)."
Mohamed Haj Yousef, Ibn
‘Arabî – Time and Cosmology, Routledge, Oxon, 2008, 103.
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02.01.2018
مَا فَرَّطْنَا فِي الْكِتَابِ مِنْ شَيْءٍ
Nichts haben Wir im Buch ausgelassen.
Die zweite Sure als Neue Tora
I Der allgemeine Teil der Sure Baqara (Verse 2–29)
Dieses Buch wird als ein „Buch ohne Zweifel“ verstanden.
Soweit der gesamte Koran oder in diesem Fall die Sure Baqara als Offenbarung angesehen wird und diese Offenbarung insgesamt einen göttlich-perfekten und linear-informativen Charakter haben soll, ergeben sich tatsächlich aus der Perspektive der Einheitlichkeit und Logik des Korans viele Widersprüche im Einzelnen.
Auch wenn der westliche Wissenschaftler allzu leicht mit dieser Widersprüchlichkeit leben könnte, liegt das Problem doch tiefer, als es scheint: Muhammad/der Koran scheint diese Widersprüche nicht empfunden zu haben.
Nach seinem Eigenverständnis gilt – gleich zu Beginn nach der nun vorliegenden Ordnung der Suren – gemäß diesem Vers Baqara 2, dass dieses „Buch“ ohne Zweifel sei.
Diese Bemerkung, die nach der Eröffnungssure gewissermaßen den Auftakt des Korans bildet, ist nach ihrer Bedeutung zu befragen. Während die islamische Auffassung dazu neigt, solche internen Selbstaussagen absolut zu setzen, scheint die Wissenschaft ihnen nicht genügend Wert beizumessen, und sie verliert damit ein wesentliches Interpretament des Korans und seines Selbstverständnisses.
Zu dieser Aussage der Zweifellosigkeit von Baqara 2 liegt eine nahe Parallele
in Ps 19,8, einem Vers, in dem es heißt: „die Tora / Weisung Jahwes / Gottes ist
vollkommen.“
In sich gesehen erscheint dem Glaubenden die göttliche Offenbarung
perfekt: Gott kann nicht mehr tun, als sich zu offenbaren, und wenn er sich
bzw. sein Wort offenbart, dann tut er dies nicht falsch oder irreführend.
Nun liegt der Wert dieser Aussage für den Religionswissenschaftler weder darin, dass die inhaltlich-informative Richtigkeit des Korans (oder auch der Tora) verifiziert oder falsifiziert werden müsste. Ein solches Vorgehen verleitet gelegentlich dazu, die Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Korans als Glaubenswerk aufzuzeigen, eine Aufgabe, die dem Apologeten oder Religionskritiker zukommt, jedoch für ein religionswissenschaftlich nachvollziehendes Verstehen des Korans fehl am Platz wäre.
In diesem Sinn geht es in Baqara 2 vielmehr darum, dass der Koran
selbst sich in seiner eigentlichen Aussageintention als stimmig bzw.
Gott gegenüber als wahr oder auch als authentisch versteht.
(Die sog. Abrogationsformel – vgl. z.B. Baqara 106, s.u. – scheint mir nicht nur eine spätere Auslegung zu sein, sondern auch dem Gesamtduktus des Korans zu widersprechen.
Warum sollte der „allmächtige und allwissende“ Gott vorher etwas inhaltlich anderes offenbart haben als später – und das auch noch innerhalb ein und desselben Korans, wenn doch die inhaltliche Identität sogar der Botschaft aller Propheten durch den Koran behauptet wird.)
Soweit der Koran als reines Offenbarungswort verstanden wird, das an einen Propheten erging, entspricht diesem Offenbarungsverständnis etwa die Prophetenformel der biblischen Propheten:
„So spricht Gott/ Jahwe“. Dieses Buch wäre also insofern ohne Zweifel, als es das reine Offenbarungswort wiedergibt.
Auf Ps 19,8 ff als religionsgeschichtliche Parallele zu Baqara 2 wurde bereits
hingewiesen. H.-J. Kraus bezeichnet in seinem Psalmenkommentar den gesamten Abschnitt Ps 19,8–15 als „Lobpreis der Thora“[1].
Dieser Abschnitt mag ursprünglich ein eigenständiger Teil gewesen sein, der als Kultlied im „Gottesdienst Israels angestimmt worden sein“[2] wird.
Dieser „Lobpreis der Thora setzt voraus, dass die Thora als eine komplexe, schriftlich fixierte Größe von hoher Autorität im Leben der alttestamentlichen Gemeinde eine besondere Rolle spielte.“[3]
Als zugrunde liegendes Verständnis dieser Thora nach dem genannten Psalm formuliert Kraus:
„Thora ist die abgeschlossene, niedergeschriebene Willenskundgebung Gottes,
die verlesen (Deuteronomium 31, 9–11) und gelesen (Josua 1,7; Psalm 1,2) wird.
In dieser göttlichen Willensäußerung, die vor allem Gottesrecht enthält, sind
auch die Geschichtsverkündigungen einbezogen (Deuteronomium 1,5; Psalm
78,1; Nehemia 8,13 ff). Doch das eigentliche Zentrum der Thora ist und bleibt
das durch Mose übermittelte Gottesrecht (Maleachi 2,22). Auf jeden Fall aber
ist Thora [...] die autoritative gültige ‚Heilige Schrift‘.“ [4]
Diese wird als „tamima“ (etwa: perfekt) beschrieben. Der von Kraus genannte Vers der Bibel geht davon aus, dass diese Thora Tag und Nacht rezitiert wird:
„[Wohl dem Mann der] Freude hat an der Weisung [Thora] des Herrn,
und über die Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.“ (Ps 1,2)
Dieser Vers erlaubt bereits, eine Entsprechung der Stellung der Thora innerhalb
des Judentums zu dem in Baqara 2 genannten „kitab“ innerhalb des Korans
selbst und schließlich innerhalb des Islams zu sehen. Beide Werke bilden die
Rechtleitung Gottes und stellen die autoritative gültige „Heilige Schrift“ innerhalb ihres Religionskontexts dar.
Über diese formale Analogie hinausgehend wird in Bezug auf Baqara deutlich, dass auch der Inhalt beider Schriften analog gesehen wird:
Wie die Thora enthält Baqara zumindest in den entscheidenden
Eckpunkten die „Geschichte“ Gottes mit den Menschen von Adam bis zur
(damaligen) Gegenwart, und sie beinhaltet auch das „Gottesrecht“; gerade dieses Gottesrecht in der Geschichte des Verhältnisses von Gott und Mensch ist das Thema des zweiten Teils der Sure Baqara; den vierten Teil bildet, wie erwähnt, vorrangig der Inhalt dieses Rechts selbst.
Mikroebene und Makroebene
In der Analyse der einzelnen Verse von Baqara wurde ein durchgehender und eindeutiger Bezug zu jeweiligen Aussagen und Überlieferungen der biblischen Tradition, besonders aber der Bibel/Tora aufgezeigt.
Doch auch auf der Makroebene des Aufbaus der gesamten Sure Baqara zeigen sich deutliche Parallelen zum Aufbau eines bestimmten biblischen Werks, der Tora als den fünf Moses zugeschriebenen Büchern. […]
Vom Standpunkt des Islams aus gesehen gilt jedoch Baqara in ihrem geschichtlichen wie auch in ihrem gesetzlichen Teil gegenüber der Tora aus souverän; in ihrer religiösen Bedeutung ist sie von ihr unabhängig.
Soweit beide Offenbarungen gegenübergestellt werden, hat sich – spätestens seit der Umwendung zur Kaaba und damit auch der praktischen Lösung von den biblischen Religionen – die biblische Offenbarung aus der Sicht des Islam am Koran zu messen und damit auch die Tora an der Baqara.
Der Koran und damit auch die Baqara gelten im Islam als unverfälschtes absolutes Offenbarungswort.
Nach diesem Verständnis wird die an Muhammad ergangene Offenbarung zum Bestimmenden („regens“) und die biblische Offenbarung zu dem, was durch sie bestimmt wird („rectus“).
So kann sich der Koran und insbesondere die Baqara durchaus annähernd vollständig im biblischen Kontext befinden und doch in diesem ihre eigenständige Position behaupten. Diese Stellung nimmt Baqara (bzw. der Koran) nach ihrem Selbstverständnis ein, wenn sie sich als Aktualisierung der Religion Abrahams und als Korrektiv der biblischen Religionen gegeben sieht – als ein Korrektiv, das von demselben einen Gott[heit] gegeben ist, der von Abraham erkannt wurde, der Moses das Gesetz gegeben und der Jesus durch sein göttliches Wort „geschaffen“ hat.
Gerade auf der Grundlage eines solchen Selbstverständnisses lässt sich die weitgehende Parallelität und Übereinstimmung von Baqara (bzw. Koran) mit den Schriften der biblischen Religionen nachvollziehen, aber auch ihre Selbstbestimmtheit und Souveränität diesen gegenüber.
[1]2 H.-J. Kraus 1961,154.
[2] Ebd.
[3] Ebd.
[4] Ebd. 157.
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29.11.17
Mathias Rohe: Der Islam im säkularen Europa
(Religion und Gesellschaft - BR - 09.11.2016)
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09.06.2017
Sure Al Ḥāqqah (69) - Die Gewissheit
Mishary Rashid Alafasy
(Ramadan 1427/ September 2006)
Vers 17:
Zu Vers 17 [1] der Sure Al Ḥāqqah (69) schreibt Ibn Arabi in seinem Buch “Mawâqi' an-Nujûm“ [2] („(Zusammen-)Fallen der Sterne“ = Sternkonstellation), dass dieser Vers einen durch eine bestimmte (?) Sternkonstellation bedingten Wechsel von der Erde (4) zum Himmel (8) darstellt. Dieser kosmische Wechsel führt einen neuen Rhythmus ein, in diesem Fall die Oktave, in der es acht Wissenschaften gibt, denen jeweils eine Lichtform zugeordnet ist. Diese Lichter lobpreisen Gott in acht Sphären und haben jeweils ihre eigenen Kulminationspunkte und ihren eigenen Äquator. Zu den acht Sphären konstitutierenden Gliedern (Hören, Sehen, Sprechen, Hand, Bauch, Geschlecht, Fuß und Herz) gibt es acht entsprechende Zeichen (‘alâmât), Aufenthaltsorte (manâzil) und Charismen (karâmât).
Zur Erlangung dieser „himmlischen“ Wissenschaften bildet das Herz das Zentrum der mentalen, inneren Reise und entspricht der ka‘ba, sowie die Pilgerreise (Al Ḥaǧǧ) die äußere Reise darstellt.
Es ist der archetypische Ort der Manifestation aller Geheimnisse durch göttlichen Beistand (tawfîq), da der Mensch eine edle Zusammenfassung( muḫtasar sharîf) des Universums ist. Durch seine Übereinstimmung (mawâfaqah) mit dem Buch (Gottes) ist er der Sammel-und Treffpunkt aller existierenden Dinge, die im Makrokosmos zerstreut sind.
Die höchste der Sphären ist das Licht des(Auf-) Leuchtens, des Blitzes und symbolisiert die Erschaffung der reinsten Einheit (tawḥîd); diese Sphäre ((malakût =malchuth) entspricht makrokosmisch dem "Aufgehen der Sonne im Westen" (am Ende der Zeit) und mikrokosmisch der Auslöschung durch Kontemplation ((al-fanâ'fî l-mushâhada).
Eine ausführlichere Zusammenfassung der Mawâqi' an-Nujûm von Denis Gril unter: www.ibnarabisociety.org
Als Umwelttext ließe sich zum selbigen Koranvers 17 der Al Ḥāqqah (69) neben Ezechiel (1,4-28 (=Ḏū l-Kifl , vgl. Fußnote 1)) zeitlich näher die Offenbarung des Johannes 12,1 anführen:
Καὶ σημεῖον μέγα ὤφθη ἐν τῷ οὐρανῷ, γυνὴ περιβεβλημένη τὸν ἥλιον, καὶ ἡ σελήνη ὑποκάτω τῶν ποδῶν αὐτῆς καὶ ἐπὶ τῆς κεφαλῆς αυτῆς στέφανος ἀστέρων δώδεκα.
Und ein großes Zeichen wurde im Himmel gesehen: eine Frau, bekleidet mit der Sonne und der Mond unter ihren Füßen und über ihrem Kopf eine Krone aus Sternen an zwölf.
Wie Wilhelm Bousset zu Kapitel 12,1 der Johannes-Apokalypse, das er als den "Höhepunkt der apokalyptischen Weissagung" bezeichnet, bemerkt, bedeutet σημεῖον „keineswegs [.. ] irgend eine beliebige Erscheinung, sodaß also alle Vorgänge der Apk σημεῖα genannt werden könnten, - sondern ein Wahrzeichen in einem ganz besondern Sinn. Es hat wenigstens ursprünglich eine ähnliche Bedeutung wie das σημεῖον ἐξ οὐρανοῦ (Lk 11,16. Mk 8,11-13) und das σημεῖον des Menschensohnes (Mt 24,30). Es ist also ein Zeichen ganz außerordentlicher Art gemeint, ein solches, das den Anfang vom Ende bedeutet.“ [3]
[2]Kitāb mawāqiʻ al-nujūm wa-maṭāliʻ ahillat al-asrār wa-al-ʻulūm: Das Zusammenfallen der Sterne und der Aufgang der Neumonde der Geheimnisse und Wissenschaften", zur Namensgebung vgl. Neuwirth, corpus coranicum, Kommentar zu Vers 75 der Al Wāqiʿah (56).
[3] Wilhelm Bousset, Die Offenbarung Johannis, Göttingen, 1906,335.
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Vom Wesen des Lichts
وَخَلَقۡنَـٰكُمۡ أَزۡوَاجً
Denn Wir haben Euch als Paare erschaffen.
An-Nabaʾ (78), 8
Der Licht-Mensch und sein Führer
denn du bist bei mir…
bis an meiner Tage Ende
Psalm 23,4.6
Die hermetische Idee von der Vollkommenen Natur
Man mißbraucht leicht das Wort Synkretismus. Meist wird dieses Wort als Argument verwendet, um zu vermeiden, irgendein großzügiges Projekt zu erwägen, das Lehren in die Gegenwart zurückbringt, von denen es hieß, sie gehörten, einer abgeschlossenen Vergangenheit an. Allein, nichts ist schwankender als dieser Bergriff „Vergangenheit“; er hängt tatsächlich von einer Entscheidung oder Vorentscheidung ab, die immer selbst schon überholt sein kann durch eine andere, die jener Vergangenheit die Zukunft zurückgibt.
So ist es ein wenig im Verlauf der Jahrhunderte mit der Geschichte der Gnosis. Die Einführung einer 'orientalischen Theosophie' (ḥikmat al-ischrāq) durch Suhrawardi im 12. Jahrhundert ist auch einem ebenso summarischen wie unverdienten Urteil nicht entgangen, das von solchen stammt, die nur rasche und oberflächliche Kenntnis von ihr hatten. Wie bei jeder anderen persönlichen Systematisierung, findet man in der Tat in ihr materiell identifizierbare Elemente; sie gehören dem Hermetismus, dem Zoroastrismus, dem Neuplatonismus, dem islamischen Sufismus an.
Aber die Anordnung dieser Materialien in einer neuartigen Struktur ist von einer zentralen Intuition befohlen, die ebenso originell wie beständig ist. Diese zentrale Intuition zeigt sich klar in einer gewissen Anzahl von Gestalten; die Rolle, welche die hermetische Gestalt der Vollkommenen Natur (aṭ-ṭibā‘ aṭ-ṭamm) unter ihnen erhält, ist besonders bemerkenswert.
Ein wesentliches Detail: es ist allein die hermetische Tradition in arabischer Sprache[1], die uns erlaubt, sie in ihrem Kontext zu erkennen. Sie lehrt uns, dass die Vollkommene Natur, der himmlische paredros, der Licht-Führer des Weisen ist. Um seine Rolle und ihre Manifestation zu verstehen, muss man sich die Anthropologie vorstellen, mit der sie unlösbar verbunden ist, eine Anthropologie, deren Held der Licht-Mensch ist, von Finsternis gefangen und sich von der Finsternis losreißend. Die gesamte Ideologie und Erfahrung, die als Mittelpunkt die Manifestierung der Vollkommenen Natur haben, setzen diese Begriffe des Licht-Menschen und des kosmischen Abenteuers, das er durchlebt, voraus.
So allein kann man verstehen, wie das Paar, die dialogische Einheit des Licht-Menschen und seines Führers, verknüpft ist, von denen die hermetische Tradition arabischer Sprache bis zu Suhrawardi so häufig spricht.“
[1] S.L. Massignon, Inventaire de la littérature hermétique arabe, in A.J. Festugière, La revelation d’Hermes Trismegistos, I, Paris 1944, Appendixc 3; [ Zosimos war ein ein christenfeindlicher Grieche; vgl.C.G.Jung, „Einige Bemerkungen zu den Visionen des Zosimos“, (Eranos, JB. V, 1937)]
Henry Corbin, Die smaragdene Vision: der Licht-Mensch im iranischen Sufismus, aus dem Franz. übertr. und hrsg. von Annemarie Schimmel, München 1989, Seite 33.
Hierzu vergl. auch A. Toepel, Die Adam- und Seth-Legenden im Syrischen «Buch der Schatzhöhle». Eine quellenkritische Untersuchung, Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. Subsidia 119, Peeters 2006, Seite 104:
„ Der von den sogenannten harranischen Sabiern verehrte Hermes wurde nach den Berichten der islamischen Polygraphen von diesen selbst mit dem biblischen Henoch und dem im Koran auftretenden Idris identifiziert [..]. Es besteht daher die Möglichkeit, daß sich hier eine ältere, ursprünglich mit der Himmelfahrt Henochs verbundene Tradition erhalten hat, die auch dem Verfasser der Schatzhöhle bekannt war und von ihm auf die Versetzung Adams ins Paradies angewandt wurde […].“
weiterführend zum Thema Licht:
Light & Knowledge
The Muhyiddin Ibn 'Arabi Society 33rd Symposium
Wolfson College, Oxford March 2016
Ahmad Sukkar: The Structure of Divine Light and Human Knowledge
mehr zu Henry Corbin (1903-1978) : The Legacy of Henry Corbin
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Zur Sure 56: Al-Wāqiʿa - die (Ein-)Treffende
Der Erzengel Israfil mit der Posaune des Jüngsten Gerichts.
Miniatur aus al-Qazwînîs (1202-1282) kosmographischer Schrift " die Wunder der Schöpfung", Archiv für Kunst und Geschichte Leipzig: akg-images.
Umwelttexte zum qurʾān:
Jakob von Sarug (451-521, heute Suruç):
Gedicht über das Weltende und den Tag des Gerichtes.
Furchterregend, hart, bitter und voller Aufregung ist Sein [der Ankunft Jesu, d.h. des Jüngsten Gerichts] Tag: Die Strenge des Feuers, welches Dornen und Unkraut verschlingt.
Die furchterregende Stimme der nächsten Posaune, welche die Erde auflöst: Sie zerstört und bringt nieder die Welt der Reichtümer.
Die Wächterengel, die aus dem Haus des Vaters hinausgehen, um zu rächen: sie versammeln die gesamte Welt für das endgültige Gericht.
Das Zittern, welches die Erde erschreckt und sie wie ein Netz zusammenzieht: und ihre Schönheit und Taten werden zu nichts werden.
Sonne und Mond und alle Mächte des Firmaments werden fallen wie Blätter von Bäumen.
Das Zeitenrad löst sich aus dem Getriebe, und Abende und Morgen, welche daran gebunden sind, fallen von ihm ab.
Der schnelle Lauf von Nächten und Tagen erstarrt, steht am Übergang und bewegt sich nicht mehr.
Der Weg der Zeiten und Perioden geht zu Ende, und er läuft nicht mehr, die gewohnten Aufgaben zu verrichten.
Das Zeichen, welches über dem Untergang der Mächte steht, entblößt die himmlischen Sphären und wirft sie aus ihrer Anordnung.
Sommer und Winter folgen einander nicht mehr wie gewohnt: die Zeiten gehen zu Ende, und das Getriebe der Welt hört auf.
Das ansehnliche Firmament ist entblößt von seinen Bildern, und nackt steht es ohne den Schmuck seiner Leuchten.
Das aufgeregte Gerenne der inkarnierten Menschen: Alles Gerede, alle Geschichten und Taten sind zu Ende.
Die (Ein)Treffende (56)
Anmerkungen
Zu Vers 9 : Und die Genossen der linken Hand.
Was sind die Genossen der linken Hand
In seiner kurzen Abhandlung Die Reise zum Herrn der Macht (Risālat al-anwār fīmā yumnaḥ ṣaḥib al-ḫalwa min al-asrār) schildert Ibn Arabi seine Begegnung mit Adam im ersten Himmel, der ihn darüber aufklärt, dass die koranische Bezeichnung " die Genossen der Linken Hand" sich in Wirklichkeit auf seine (Adams) Hände beziehen - gemäß einem Hadith, wonach Adam auf die Frage Gottes, welche Seiner Hände er wähle, dieser antwortete: " Ich wähle die rechte Hand meines Herrn, obwohl beide Hände meines Herrn recht sind und gesegnet", ebd., Chalice Verlag 2007, 109).
Ich schwöre beim Fall der Sterne
Hier eine Interpretation des kuwaitischen
Koranrezitators Mishary Rashid Al-Afasy zum Hören:
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Prof. Dr. Gudrun Krämer
Der Islam
Religion und Staat sind im Islam keineswegs so unauflöslich miteinander verknüpft, wie unter dem Eindruck des zeitgenössischen Islamismus, der diese Einheit postuliert, weithin angenommen wird. Auch im Islam haben sich Religion und Politik frühzeitig ausdifferenziert, ohne sich jedoch ganz voneinander zu lösen. Eine Kirche als verfasste Institution kennt der Islam allerdings nicht, so dass Säkularisierungsprozesse nicht als Trennung von Kirche und Staat verstanden werden können. Von großer Bedeutung ist jedoch das religiöse Recht, die Scharia, deren Anwendung die Islamisten heute so vehement fordern. Daher kreist die Säkularisierungsdebatte um die Möglichkeiten, Folgen und Gefahren einer Anwendung der Scharia.
Vortrag unter: www.tele-akademie.de
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Mich dürstet!
Joh 19,28
Und Er beugte Dich und ließ Dich Hunger leiden, und Er ließ Dich das Manna essen, das Du nicht gekannt hattest und deine Väter nicht gekannt hatten, damit Er Dich erfahren ließe, dass nicht vom Brot allein der Mensch lebt, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht.
Deut 8,3
Al-Baqara (2),183:
Ihr, die Ihr glaubt, vorgeschrieben ist Euch das Fasten wie es denjenigen vor Euch vorgeschrieben war, auf dass Ihr Euch schützt[1]!
(2,184) – eine bestimmte Anzahl von Tagen. Wenn aber einer von Euch krank oder auf Reisen ist, (der) kann zum Ausgleich an anderen Tagen (fasten).
Und jene, die es vermögen, können stattdessen einen Armen speisen.
Wer aber von sich aus Gutes tut, für den ist es besser, so wie das Fasten für Euch besser ist, wenn Ihr es nur wüsstet!
(2,185) Der Monat Ramadan ist der Monat, in dem der Koran herab gesandt wurde als Rechtleitung für die Menschheit und als Aufklärung über die Rechtleitung und Unterscheidung.
Wer von Euch in diesem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten.
Wer aber krank oder auf Reisen ist, der soll an anderen Tagen die Anzahl nachholen.Gott möchte für Euch das Leichte, Er möchte für Euch nicht das Schwere!
Darum also erfüllt die Anzahl und verherrlicht Gott dafür, dass Er Euch recht geleitet hat, auf dass Ihr vielleicht dankbar seid.
Sure al-Baqara (2), 183-186
[1]tattaqūna: wird häufig mit "gottesfürchtig" übersetzt; im Grundstamm (I) bedeutet die Wurzel " waqā" (وَقَىٰ) etwas be-hüten,
be- schützen", als Morphem des achten Stammes (VIII) wie hier in diesem Fall hat es reflexive Bedeutung: " sich (durch Fasten) schützen".
Grundlagen in der Überlieferung
Abu Hurayra berichtet vom Gesandten folgende Worte Gottes: "Jede Handlung des Adams Sohn gehört ihm außer dem Fasten.
Das Fasten ist Mein und Ich werde es ihm vergelten.
Fasten ist Schutz. "
[...]
Muslim 13:163
"Herausforderung Fasten" (GA,Bonn,01.07.16)
Über die Geheimnisse des Fastens
Oh Du, der da lacht im Gewand des Weinenden
Bei uns bist Du der Angeklagte und Kläger zugleich
Ist das Fasten Enthaltsamkeit ohne Erhöhung?
Oder Erhöhung ohne Einschränkung?
Sie sind beides zusammen für den,
Der die Einheit durch diese Verbindung bestätigt.
Der Intellekt ist gefangen und verhindert, frei zu
Handeln, ohne Netz und Fallstrick…
Das Fasten gehört Gott an,
Sei also nicht einer der Unwissenden.
Du bist kaum mehr als der Ort der Manifestation.
Ibn Arabi, FM, Beirut: Dar al-Kutub al-'Ilmiyah, 2006, 327.